Instagram - Facebook und Co.

©Antje Wäschle

Auf der Rückfahrt heute Mittag habe ich aus Neugier angehalten. Am Morgen, als ich vorbeifuhr, war das Portrait noch ohne Gesicht und ich dachte so bei mir: „Wenn er nachher noch da ist, lege ich einen Stopp ein.“ Jetzt war das Bild sogar, bis auf ein paar letzte Pinselstriche, fertig. Ich hatte Glück. 15 Minuten später wäre er wohl nicht mehr hier gewesen. In der dritten Runde des Projektes „Freundliches Balingen“ lautet das Thema des Wettbewerbs „Energie“. Der Künster JERU dreht das Ganze um und nennt sein Bild „Energie - los“. Er darf, wie viele weitere Künstler, einen Stromkasten in und rund um die Stadt mit seiner Idee bemalen.

 

Ständig dem Handy die Aufmerksamkeit zu geben, raubt Energie. Sowohl dem Handy, als auch uns selbst. Dies soll rechts oben die leere Akkuanzeige auf dem Bild, wie auch die Person am Gerät mit ihrer Haltung verdeutlichen.

Ist es nicht so, dass wir viel zu viel Zeit für das schnelle, oberflächliche und damit nutzlose Durchscrollen verschwenden? Was könnten wir positivere Lebensenergie einsaugen, indem wir lieber mal wieder etwas mit der Familie oder mit Freunden unternehmen? Oder auch alleine ohne dieses Gerät durch die Welt gehen? Mit offenen Augen und dem Blick für das Wesentliche?

Facebook, Instagram und Co. sind nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Wirklich wichtig sind jedoch auch die echten Gespräche, von Mensch zu Mensch. Wenn wir die persönliche Stimme hören, oder sogar von Angesicht zu Angesicht kommunizieren. JERU hat sich selbst porträtiert und er hinterfragt sich selbst. Obwohl er auch Instagram nutzt, um wiederum seine künstlerischen Ideen mehr Menschen zugänglich machen zu können, macht er sich ebenso darüber Gedanken, was sinnvoll ist und was nicht. Es geht also nicht darum, die sozialen Medien schlecht zu reden, sondern darum, sich zu fragen, wie viel ist für mich gut und wann ist es genug.

Auch ich mache mir in der letzten Zeit öfters Gedanken darüber. Kann ich die Zeit sinnvoller nutzen? Lösche ich vielleicht einen Account, was wäre, wenn ich auf meinen Kanälen mal einige Wochen offline wäre? In der heutigen Zeit stellt das ja schon eine Herausforderung für viele dar und so mancher wäre wohl nicht in der Lage, das durchzuhalten. Ich habe Spaß am Schreiben, am Kreativ sein und teile dies gerne, doch gerade jetzt im Sommer befällt mich auch eine Lethargie die sozialen Medien betreffend. Vor allem im Konsumieren, das Oberflächliche auf den Plattformen langweilt.  Hier sinnvolle und tiefgründigere Texte zu finden, fällt zunehmend schwerer. Viele Menschen wollen dafür aber auch keine Zeit aufbringen. Das Schnelle und "so viel wie mögliche" ist oftmals gefragter. Ja nichts verpassen wollen, doch verpassen wir dadruch nicht gerade das Wertvolle?

Das wirkliche und echte Leben. Es findet nicht auf Insta, Facebook und Co. statt, sondern direkt vor Dir, wenn Du deinen Kopf nach oben richtest. Aber vielleicht konnte ich ja genau hier, auf dieser Plattform, dich zum Nachdenken anregen. Und dann war es auch gut, dass du diesen Text hier gelesen hast.

Vielen lieben Danke an JERU für deine Zeit und für das sehr nette und interessante Gespräch.

Antje Wäschle: "Der Text und meine Gedanken haben sich aus der Diskussion mit Jeru (Jens Rudischhauser) ergeben".

Weitere Geschichten und Beiträge von Antje Wäschle finden sie unter www.federleicht-geschichten.de